Hautkrebs im Gesicht: Für Gesichtschirurgen eine Herausforderung

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Hautkrebs im Gesicht

Hautkrebs gehört zu den am häufigsten diagnostizierten Krebsarten in Deutschland – und betrifft dabei nicht nur ältere Menschen, sondern zunehmend auch jüngere Generationen. Besonders alarmierend ist der Anstieg der Fallzahlen in den letzten Jahrzehnten, der eng mit verändertem Freizeitverhalten, modischen Idealen und klimatischen Einflüssen verknüpft ist. Während viele Hautkrebsarten bei rechtzeitiger Diagnose gut behandelbar sind, stellt die Erkrankung in bestimmten Körperregionen – allen voran im Gesicht – eine besondere medizinische und chirurgische Herausforderung dar. Denn hier geht es nicht nur um die Entfernung eines Tumors, sondern zugleich um den Erhalt von Funktionalität und Aussehen, was höchste Präzision und Erfahrung in der rekonstruktiven Chirurgie verlangt. Der folgende Beitrag beleuchtet aktuelle Entwicklungen, Risikofaktoren und die besonderen Anforderungen an die operative Versorgung von Hautkrebs im sensiblen Gesichtsbereich.

Hautkrebs auf dem Vormarsch: Deutlicher Anstieg der Diagnosen laut BARMER-Arztreport 2025

Die aktuellen Zahlen des BARMER-Arztreports 2025 zeigen eine alarmierende Entwicklung: Hautkrebsdiagnosen, insbesondere von schwarzem und weißem Hautkrebs, haben in Deutschland in den letzten Jahrzehnten drastisch zugenommen. Während im Jahr 2005 etwa 188.600 Menschen die Diagnose schwarzer Hautkrebs erhielten, waren es 2023 bereits rund 417.400. Noch deutlicher ist der Anstieg beim weißen Hautkrebs: Von etwa 630.000 Fällen im Jahr 2005 stiegen die Zahlen bis 2023 auf rund 1,8 Millionen. Diese Entwicklung betrifft besonders die Generation der Babyboomer, die in den 1960er- und 1970er-Jahren ohne ausreichenden Sonnenschutz häufig intensiver UV-Strahlung ausgesetzt war.

Hautkrebs: Was ist das eigentlich?

Hierbei handelt es sich um eine bösartige Veränderung der Hautzellen, die durch unkontrolliertes Zellwachstum entsteht. Es gibt verschiedene Formen von Hautkrebs, die sich in ihrer Entstehung, ihrem Verlauf und ihrer Gefährlichkeit unterscheiden:

Weißer Hautkrebs

Diese Form ist am häufigsten und tritt meist an sonnenexponierten Stellen wie Gesicht, Ohren, Hals oder Händen auf. Man unterscheidet zwei Haupttypen:

  • Basalzellkarzinom (Basaliom)
    • entsteht aus den Basalzellen der Haut
    • wächst langsam und bildet kaum Metastasen
    • häufig; in der Regel gut behandelbar
    • typisches Erscheinungsbild: perlmuttartiger, glänzender Knoten, manchmal mit kleinen Blutgefäßen
  • Plattenepithelkarzinom (Spinaliom)
    • entwickelt sich aus den Zellen der oberen Hautschicht
    • kann in umliegendes Gewebe eindringen und selten auch metastasieren
    • oft schuppige, nicht heilende, verhärtete Hautveränderung
Schwarzer Hautkrebs (malignes Melanom)

Dies ist die gefährlichste Form von Hautkrebs, da sie schnell Metastasen in anderen Organen bilden kann.

  • Ein Melanom entsteht meist aus pigmentbildenden Zellen (Melanozyten).
  • Es entwickelt sich häufig aus bestehenden Leberflecken oder neuen Hautveränderungen.
  • Typisch sind asymmetrische, unregelmäßig begrenzte, dunkle oder mehrfarbige Flecken, die sich verändern oder wachsen.
  • Früherkennung ist lebenswichtig, da Melanome im Frühstadium gut behandelbar sind.
Seltener Hautkrebs

Neben den häufigeren Formen gibt es auch seltene Arten von Hautkrebs, darunter:

  • Merkelzellkarzinom
    sehr aggressiv, tritt meist im höheren Alter auf
  • Kaposi-Sarkom
    selten, kommt gehäuft bei geschwächtem Immunsystem vor
  • Kutane Lymphome
    bösartige Erkrankungen des lymphatischen Systems in der Haut

Sie sehen: Hautkrebs ist nicht gleich Hautkrebs – jede Form hat ihre eigenen Merkmale und Risiken. Deshalb ist es wichtig, neue oder veränderte Hautstellen regelmäßig zu beobachten und bei Auffälligkeiten frühzeitig ärztlich abklären zu lassen.

Welche Ursachen hat Hautkrebs?

Hautkrebs entsteht durch Veränderungen im Erbgut der Hautzellen, die zu unkontrolliertem Zellwachstum führen. Hier ein Überblick über die wichtigsten Risikofaktoren:

UV-Strahlung

Die mit Abstand häufigste Ursache für Hautkrebs ist eine übermäßige Belastung durch UV-Strahlung – sei es durch natürliches Sonnenlicht oder künstliche Quellen wie Solarien. Vor allem die UVA- und UVB-Strahlen dringen tief in die Haut ein und können dort die DNA der Hautzellen schädigen. Wiederholte oder besonders intensive Sonnenexposition (v. a. bereits im Kindes- und Jugendalter) erhöht das Risiko erheblich. Auch der Besuch von Solarien stellt eine ernstzunehmende Gefahr dar: Die dort eingesetzte künstliche UV-Strahlung gilt als ebenso krebserregend wie natürliches Sonnenlicht.

Der BARMER-Arztreport zeigt, dass besonders Menschen, die in den 1960er- und 1970er-Jahren geboren wurden, ein signifikant erhöhtes Hautkrebsrisiko aufweisen. Dies ist eine direkte Folge des damaligen Schönheitsideals einer gebräunten Haut sowie der geringen Sensibilisierung für die Gefahren von UV-Strahlung. Sonnencremes mit hohem Lichtschutzfaktor waren kaum verbreitet und das Bewusstsein für die Risiken von Sonnenbädern und Solarien war gering. Die gesundheitlichen Konsequenzen dieser ungeschützten Sonnenexposition zeigen sich nun in Form eines dramatischen Anstiegs an Hautkrebserkrankungen.

Klimawandel

Neben der historischen UV-Belastung spielt auch der Klimawandel eine zunehmende Rolle. Während häufig nur über die allgemeine Erwärmung gesprochen wird, bleibt die verstärkte UV-Strahlung, insbesondere die Zunahme der schädlichen UVB-Strahlung, oft unerwähnt. Durch Veränderungen in der Ozonschicht sowie längere, intensivere Sonneneinstrahlung steigt das Risiko von Hautschäden und damit auch das Hautkrebsrisiko.

Heller Hauttyp

Menschen mit heller Haut, blonden oder roten Haaren und blauen Augen sind besonders gefährdet. Ihre Haut enthält weniger Melanin, das vor UV-Strahlung schützt.

Familiäre Vorbelastung

Wenn enge Familienangehörige an Hautkrebs erkrankt sind bzw. waren, ist das eigene Risiko ebenfalls erhöht – besonders beim Melanom.

Viele oder atypische Leberflecken

Eine hohe Anzahl an Muttermalen oder auffälligen Pigmentmale (sog. „dysplastische Nävi“) steigern das Risiko – insbesondere für schwarzen Hautkrebs.

Geschwächtes Immunsystem

Beispielsweise durch Organtransplantationen, HIV oder bestimmte Medikamente sind die Abwehrkräfte der Haut gegen entartete Zellen reduziert.

Frühere Hautkrebserkrankungen oder Krebsvorstufen

Wer bereits Hautkrebs oder sog. aktinische Keratosen hatte, hat ein höheres Risiko für erneute Tumorbildungen.

Umwelt- und Arbeitsplatzbelastungen

Längerer Kontakt mit krebserregenden Substanzen wie Teer, Arsen oder bestimmten Industriechemikalien kann Hautkrebs begünstigen. Auch Menschen, die beruflich viel im Freien arbeiten (z. B. Bauarbeiter, Landwirte), sind durch dauerhafte UV-Belastung besonders gefährdet.

Alter und Geschlecht

Mit zunehmendem Alter steigt das Hautkrebsrisiko. Männer sind statistisch gesehen häufiger betroffen als Frauen – v. a. beim weißen Hautkrebs.

Bedeutung der Früherkennung und Prävention

Die dramatische Zunahme von Hautkrebserkrankungen macht eine verstärkte Früherkennung unerlässlich. Hautkrebs-Screenings sollten insbesondere für Menschen der Babyboomer-Generation regelmäßig erfolgen, um verdächtige Hautveränderungen frühzeitig zu entdecken.

Gleichzeitig ist es notwendig, das Bewusstsein für UV-Schutzmaßnahmen weiter zu stärken, um die Fallzahlen in den kommenden Jahrzehnten zu reduzieren. Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor, das Tragen schützender Kleidung sowie der bewusste Umgang mit direkter Sonneneinstrahlung sind entscheidende Maßnahmen, um das Hautkrebsrisiko langfristig zu senken.

Hautkrebs im Gesicht: Besondere Herausforderungen bei der Behandlung und Entfernung

Das Gesicht ist einer der am stärksten UV-exponierten Körperbereiche und daher besonders anfällig für Hautkrebs. Während weißer Hautkrebs (Basalzellkarzinom, Plattenepithelkarzinom) oft durch lokale Exzision behandelt werden kann, erfordert schwarzer Hautkrebs (malignes Melanom) eine weitaus umfassendere Diagnostik und chirurgische Intervention.

Hierbei ist das Ziel nicht nur die vollständige Tumorentfernung, sondern auch die ästhetisch und funktionell bestmögliche Wiederherstellung des Gesichts. Besonders herausfordernd ist die Nähe zu anatomisch wichtigen Strukturen wie Augen, Nase, Lippen sowie empfindlichen Nerven- und Gefäßbahnen. Bei der Behandlung von Hautkrebs im Gesicht sind z. B. notwendig:

Lappenplastiken und Hauttransplantate

Bei größeren Hautdefekten ist oft eine Rekonstruktion mit Hautlappen aus benachbarten Regionen erforderlich. Dies erfordert eine ausgefeilte Kenntnis der Gesichtsarchitektur und mikrochirurgische Fertigkeiten.

Ästhetische Berücksichtigung

Die Gesichtsregion erfordert eine besondere Rücksichtnahme auf Narbenverlauf, Spannungsrichtungen der Haut sowie den natürlichen Ausdruck des Patienten.

Hautkrebs im Gesicht: Erfahrungen von Dr. Dr. Matthias Siessegger von der aesthetischen medizin koeln

Die alarmierenden Zahlen des BARMER-Arztreports bestätigen meine tägliche Erfahrung als Gesichtschirurg: Hautkrebs ist eine ernsthafte Erkrankung, deren chirurgische Behandlung besonders im Gesichtsbereich eine hochspezialisierte Expertise erfordert.

Die Babyboomer-Generation leidet nun unter den Spätfolgen eines sorglosen Umgangs mit Sonnenexposition in der Vergangenheit. Zudem zeigt sich, dass der Klimawandel das Risiko durch verstärkte UV-Strahlung weiter erhöhen könnte.

Neben der vollständigen Entfernung des Tumors ist die ästhetische und funktionelle Wiederherstellung essenziell für die Lebensqualität meiner Patientinnen und Patienten.

Prävention, Früherkennung und interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Dermatologinnen und Dermatologen sowie Chirurginnen und Chirurgen sind der Schlüssel, um den wachsenden Herausforderungen dieser Krankheit bestmöglich zu begegnen.

Foto: © Olga Ev / stock.adobe.com

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